Warum wir vor Leistung und Eliten keine Angst haben sollten

Die aktuell diskutierte Abschaffung der Bundesjugendspiele und die Förderung von Elite-Universitäten sorgen immer wieder für Aufregung. Was wäre, wenn es diesen Wettbewerb nicht mehr gäbe? Warum Neid dabei nichts bringt und wir unseren inneren Frieden damit schließen sollten?

Vorweg

Ja, es regt mich auf, wenn ein Professor mithilfe seiner Studenten ein neues Verfahren in der Landwirtschaft entwickelt. Das geschieht im Rahmen seiner gut bezahlten Arbeit. Wenn sich dieser Professor dann mit einem Startup selbstständig macht, um diese Idee zu vermarkten, finde ich das nicht in Ordnung. Die Entwicklungskosten hat die Gemeinschaft bezahlt – den Gewinn streicht er ein.
Was passiert aber, wenn er nicht forscht? Dann ernten wir weniger und bekommen uns und andere nicht satt.

Wir nutzen täglich die Geistesblitze anderer

Wir gebrauchen jeden Tag etwas, was mal eine Innovation war. Sei es die berühmte Teflonbeschichtung der Pfanne, unsere digitalen Mobilgeräte oder alle unsere Fortbewegungsmittel. Diese Dinge entstanden aus klugen Köpfen mit einem Geistesblitz und der Disziplin, diesen unbeirrbar umzusetzen. Mit vielen Rückschlägen und keiner Garantie, dass es gelingt. Der Friedhof der Innovationen ist reich gepflastert an gescheiterten Ideen. Die sehen wir nicht und verzerren somit unser Bild nur auf die Sieger.

Bildung und Beharrlichkeit sind trotzdem Voraussetzung

Ich war ein schmächtiger Schuljunge, der immer als Letzter in die Mannschaften gewählt wurde. Dieser Schmach spornte mich an, hart zu trainieren und so wurde ich ein passabler Handballer und Geräteturner – bester Schlagballwurf bei Bundesjugendspielen der Schule und Riesenfelge am Reck. Die Lektion des Lebens lautet: Für einige Dinge muss man üben und schwitzen. Da hilft kein TikTok-Video, YouTube-Unboxing, Influencer oder eine Tastenkombination.

Enttäuschungen und Frustration zu erleben und damit umzugehen, ist eine wichtige soziale Eigenschaft für eine Gesellschaft.

Kurzer Einschub

Wenn ich mich für Förderung von Leistung und Elite ausspreche, erwarte ich ein gleichwertiges Verhalten für die frühkindlichen und schulischen Phasen. Kita, Schule und Ausbildung sind in dieser Hinsicht viel schlechter ausgestattet und vernachlässigt. Das wird sich rächen!

Geschmeidig statt muskulös

Ein verbreitetes Missverständnis entstammt einem Übersetzungsfehler: Survival of the fittest. Diese Worte geistern als „Überleben des Stärkeren!“ durch die Erfolgs- und Karriereliteratur. Dieser Begriff von Herbert Spencer wurde in der darwinschen Evolutionstheorie für das Überleben der am besten angepassten Individuen verwendet.

Förderung heißt somit Unterstützung in den individuellen Stärken: ob in Kunst, Musik, Sport Naturwissenschaften, Sprachen und allen weiteren Feldern. Wir brauchen alles in unserer anspruchsvollen Welt.

Das ist der große und nicht einzuholende Vorteil gegenüber den Maschinen und künstlicher Intelligenz: Fertigkeiten und Fähigkeiten in jedem Menschen.

„Mein Kind ist hochbegabt!“ Dieser Satz kommt nur wenigen Eltern stolz über die Lippen. Das traut sich keiner zu sagen und so bleiben viele Talente ungenutzt.

Neid – eine der sieben Todsünden

Laut Definition ist es das Gefühl, wenn ein Mensch anderen Personen materielle oder immaterielle Güter nicht gönnt und diese selbst besitzen möchte.
Seit ich Folgendes gelesen habe, ist mir Neid verloren gegangen: Wenn ich neide, heißt das leider nicht, dass bei Verlust der Eigenschaft des Anderen ich es bekomme: Ein Bestseller-Buchautor, dem ich den Erfolg neide, stürzt wegen Plagiatsvorwürfen aus der Bestenliste. Mein Buch wird dadurch nicht automatisch seinen Platz einnehmen. Mir bringt der Neid nichts. Eher wieder den Ansporn, den freien Platz durch mein nächstes Buch zu erringen: Üben und Disziplin. Das sind sie wieder die alten Begriffe, die schon unsere Eltern predigten.

Wettbewerb statt Wettkampf

Bei den Bundesjugendspielen soll „bewegungsorientierter Wettbewerb“ statt „leistungsorientierter Wettkampf“ angesetzt werden. Nur noch das Team gewinnt, dessen Punktzahl durch Erreichen von sogenannten Zielzonen addiert, am höchsten sind.

Das vermeidet zwar den persönlichen Frust des gefühlten Versagens, vermeidet aber die wichtige Lebenslektion „Ich bin der/die Beste in einem Bereich!“.

Ich stelle mir die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland dann so vor: Eine Mannschaft kommt in die nächste Runde, bei der alle Spieler mit sauberem Trikot wenigstens einmal den Ball im gegnerischen Feld mit der Hacke berührt haben und mit einer Choreografie der gesamten Mannschaft sich dann im eigenen Strafraum versammelt. Sarkasmus aus!

Was sind die Folgen?

Wenn der Wettkampfgedanke aus Beruf und Alltag verschwindet, wird es schwer, den wirtschaftlichen Anschluss zu behalten. Deutschland hat nicht ausreichend Bodenschätze oder andere Verkaufsschlager – außer Brainpower „Made in Germany“.

Förderung von herausragenden Leistung UND Menschen in ihren Stärken zu unterstützen, ist das Gebot der Stunde.

Das Missverständnis von Gleichberechtigung

Es gibt eine wunderbare Zeichnung dazu: Drei unterschiedlich große Menschen stehen vor einem Zaun, neben ihnen stehen 3 Kisten. Gleichberechtigung im klassischen Sinne wäre: Jeder bekommt eine, um über den Zaun zu schauen. Einer ist schon groß genug, bei einem reicht 1 Kiste, der dritte braucht die restlichen 2 Kisten – so schauen alle über den Zaun und können das Spektakel verfolgen. Das ist Chancengleichheit. Die Besten spielen auf der anderen Seite das Spiel.

Fazit

Wenn wir Spitzenpersonal verteufeln, ist keinem geholfen. Manche Genies sind handwerklich so unbegabt, dass sie den platten Reifen ihres E-Bikes nicht reparieren können.

Gut, dass es 2-Rad-Mechaniker gibt!

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Christoph Maria Michalski

Experte bei Sat1 Frühstücksfernsehen und ARD-BRISANT

Buch Die Konflikt-Bibel

Experte FOCUS online

Berater mit einer virtuellen Tour HIER

Dozent der HAUFE Akademie

Repräsentant Niedersachsen der Stiftung Mediation e.V.

Ausbildung

Diplom-Rhythmiklehrer,

Diplom-Pädagoge Erwachsenenbildung und

MSc in IKT-Management

Kurzvita

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www.christoph-michalski.de

senior@christoph-michalski.de

19.07.2023

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