Alle Jahre wieder – nicht nur Weihnachten, sondern auch das große Jahresendritual der guten Vorsätze steht vor der Tür. Wir wälzen uns durch Selbstoptimierungsliteratur, kaufen schicke Notizbücher für die perfekte Jahresreflexion und setzen uns Ziele, die ambitionierter sind als die Diätpläne eines Modeltrainers. Doch mal ehrlich: Hat das jemals wirklich funktioniert?
Die Realität der guten Vorsätze
Die Statistik ist gnadenlos: Bereits im Februar haben 80 % der Menschen ihre Vorsätze über Bord geworfen. Die Fitnessstudios, die im Januar noch überquellen, sind plötzlich wieder angenehm leer. Und die Meditations-App, die täglich geöffnet werden sollte? Liegt irgendwo zwischen Candy Crush und TikTok in der Versenkung.
Warum also tun wir uns das an? Der Gedanke dahinter ist nobel: Das neue Jahr als frischer Start, als unbeschriebenes Blatt. Doch wie oft hat uns ein Montag, ein Monatsanfang oder – seien wir ehrlich – der nächste Morgen ebenfalls diese Chance versprochen? Und wie oft haben wir diese Chancen einfach verschlafen?
Reflexion – der verkannte Zeitdieb
Ein weiterer Trend: Reflexion. Wir schreiben auf, was gut lief, was schief ging, und überlegen, wie wir 2024 zur besten Version von uns selbst machen können. Dabei klingt das Konzept der Selbstreflexion zunächst verlockend. Aber seien wir ehrlich: Die meisten von uns sitzen am 31. Dezember mit einem Glas Sekt in der Hand, denken an die zwölf Monate zuvor und sagen: „Puh, war schon okay.“ Oder eben nicht.
Das Problem ist, dass Reflexion oft zum Selbstvorwurf wird. Plötzlich erscheinen all die nicht erreichten Ziele größer und die Erfolge kleiner. Und statt uns mit einem „Gut gemacht!“ zu belohnen, fallen wir in den „Nächstes Jahr wird alles anders!“-Wahn. Dabei vergessen wir: Es braucht keinen Kalenderwechsel, um Dinge zu ändern. Entscheidungen können auch an einem beliebigen Mittwoch im Mai getroffen werden.
Warum gute Vorsätze keine Wunder bewirken
Die Psychologie hat eine einfache Erklärung: Vorsätze scheitern oft, weil sie zu groß, zu vage oder zu unrealistisch sind. „Ich werde fitter, erfolgreicher und entspannter!“ ist ungefähr so konkret wie der Versuch, beim Scrabble mit „Quark“ 50 Punkte zu holen.
Ein weiteres Problem: Veränderung braucht Gewohnheit. Wer plötzlich jeden Tag joggen will, sollte vielleicht erst einmal mit einem Spaziergang um den Block beginnen. Doch Vorsätze drängen uns in die Extreme. Alles oder nichts! Und meist endet es mit „nichts“.
Der Humor der Alternativen
Was wäre, wenn wir uns einfach gar keine Vorsätze machen? Stattdessen könnten wir das Jahr mit einer gesunden Portion Selbstironie beginnen: „2024 wird schon irgendwie laufen – wie 2023, nur mit anderen Herausforderungen.“ Humor ist bekanntlich die beste Medizin, und wer sich selbst nicht zu ernst nimmt, geht entspannter durchs Leben.
Fazit: Leben statt planen
Vorsätze und Reflexion sind wie Diäten: Sie klingen gut, bringen aber selten nachhaltige Ergebnisse. Stattdessen könnten wir uns fragen: Was macht uns wirklich glücklich? Und wenn die Antwort darauf ein Stück Torte am 1. Januar ist, dann ist das vielleicht der beste „Vorsatz“, den wir jemals hatten.
In diesem Sinne: Prost auf ein Jahr ohne Vorsätze – und ohne Stress!
P.S. Eine Studie einer Krankenkasse führt „weniger Stress“ als Hauptwunsch im neuen Jahr auf.
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Christoph Maria Michalski
Experte bei Sat1 Frühstücksfernsehen und ARD-BRISANT
Buch Die Konflikt-Bibel
Experte FOCUS online mit 3,5 Millionen Zugriffen
Berater mit einer virtuellen Tour HIER
Dozent der HAUFE Akademie
Ausbildung
Diplom-Rhythmiklehrer,
Diplom-Pädagoge Erwachsenenbildung und
MSc in IKT-Management
Kurzvita
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27.12.2024