Es war ein kalter Dezemberabend in einer kleinen Stadt, irgendwo in Deutschland. Die Straßen waren geschmückt mit funkelnden Lichtern, und die Menschen hasteten mit vollen Einkaufstaschen durch die Kälte. Doch für die Familie Kamal fühlte sich diese Weihnachtszeit anders an.
Die Kamals waren vor einem Jahr aus einem Krisengebiet geflüchtet. Sie lebten nun in einer schlichten Wohnung am Stadtrand, ohne großen Komfort, aber mit Sicherheit vor den Schrecken des Krieges. Die Mutter, Layla, arbeitete in einer Bäckerei, der Vater, Amir, war als Handwerker angestellt, verdiente aber wenig. Ihre 14-jährige Tochter, Noura, kämpfte mit den Herausforderungen der Pubertät und dem Gefühl, nirgendwo richtig dazuzugehören.
Die Reise beginnt
Am Weihnachtsabend erhielten die Kamals die Nachricht, dass ein befreundetes Paar mit einem Neugeborenen nach ihrer Flucht in der Nähe gestrandet war. Sie hatten keinen Platz zum Schlafen, keine Nahrung und keine Wärme. Layla sah Amir an. Er seufzte schwer, wissend, dass es ohnehin schon eng war. Doch dann nickte er.
„Wir holen sie“, sagte Layla entschieden.
Noura rollte mit den Augen. „Warum müssen wir uns immer um andere kümmern? Uns hilft doch auch niemand!“
„Noura,“ sagte Amir mit ernster Stimme, „Erinnerst du dich, was ich dir über Gastfreundschaft erzählt habe? Es ist unsere Pflicht.“
Die Suche nach Unterschlupf
Die Kamals packten schnell ein paar Decken, Brot und Tee und machten sich auf den Weg. Die Straßen waren still, und der Schnee begann zu fallen. Sie fanden die befreundete Familie in einer alten Bushaltestelle, das Baby in einem dünnen Tuch gewickelt. Layla nahm es behutsam in ihre Arme.
Doch zurück in ihrer Wohnung angekommen, wurde ihnen klar, dass sie nicht genug Platz hatten, um die Gäste unterzubringen. Also begannen sie, in der Nachbarschaft nachzufragen.
„Es tut mir leid, wir haben selbst nicht genug“, hörten sie oft. Manche machten gar nicht erst die Tür auf. Schließlich trafen sie auf Herrn Weber, einen alten, mürrischen Mann, der bekannt war für seine Abneigung gegenüber Fremden.
„Warum sollte ich helfen?“ fragte er barsch. „Niemand hilft mir!“
„Vielleicht ist es Zeit, damit anzufangen“, antwortete Noura plötzlich. Ihre Worte waren scharf, aber ehrlich. Weber schaute überrascht. Nach einem Moment des Zögerns ließ er die Familie in seinen warmen Wintergarten.
Die Wendung
Während die Erwachsenen sich um das Baby kümmerten, setzte sich Noura an den Tisch und sprach mit Herrn Weber. Sie erzählte ihm von ihrer Heimat, ihren Ängsten und ihrer Sehnsucht nach einem normalen Leben. Langsam taute der alte Mann auf.
Am nächsten Morgen, als die Sonne durch das Fenster schien, hatte Weber eine Idee. Er sprach mit einigen Nachbarn und organisierte eine spontane Aktion. Sie sammelten Kleidung, Lebensmittel und sogar ein Kinderbett. Plötzlich standen Menschen, die sich vorher nicht kannten, Seite an Seite, um zu helfen.
Ein Hoffnungsschimmer
Am Weihnachtsabend saßen alle zusammen im Wintergarten von Herrn Weber – die Kamals, ihre Gäste und einige Nachbarn. Es gab einfaches Essen, doch die Wärme in ihren Herzen übertraf alles, was sie je gefühlt hatten.
Noura sah ihren Vater an. „Vielleicht hattest du recht, Baba. Manchmal muss man einfach anfangen.“
Amir lächelte und legte den Arm um sie.
Und während draußen der Schnee leise fiel, war drinnen etwas Neues entstanden: Gemeinschaft.
Ausblick
Am nächsten Tag beschlossen die Nachbarn, ein Netzwerk aufzubauen, um sich gegenseitig zu unterstützen – für Flüchtlinge, für Bedürftige und für die, die einfach jemanden brauchen, der an sie glaubt.
Denn, wie Layla es ausdrückte: „Manchmal ist Hoffnung der größte Schatz, den man teilen kann.“
_______________________________________________________________________
Christoph Maria Michalski
Experte bei Sat1 Frühstücksfernsehen und ARD-BRISANT
Buch Die Konflikt-Bibel
Experte FOCUS online mit 3,5 Millionen Zugriffen
Berater mit einer virtuellen Tour HIER
Dozent der HAUFE Akademie
Ausbildung
Diplom-Rhythmiklehrer,
Diplom-Pädagoge Erwachsenenbildung und
MSc in IKT-Management
Kurzvita
Barkhausener Str. 97
49328 Melle bei Osnabrück
19.12.2024