Warum Katastrophenmüdigkeit?

Warum reagieren Menschen so unvernünftig?

Sie tragen keine Masken,…

…halten keine Abstände, feiern Party in den Parks und reagieren aggressiv, wenn man sie darauf anspricht.

Das ist hauptsächlich die Katastrophenmüdigkeit (disaster fatigue). Wenn permanent Katastrophenmeldungen auf uns einprasseln, stumpfen wir ab. Das aktuell Besondere ist, dass dies schon über einen langen Zeitraum geht. Der Vorfall im Atomkraftwerk Fukushima, der Tsunami in Asien und der Börsencrash- das ging es einmal hoch und dann flachte es wieder ab. Jetzt ist es noch lange nicht zu Ende und kein selbiges in Sicht.

Das Phänomen ist ein Überlebensmechanismus, eine Bewältigungsstrategie der Natur, um dies alles aushalten zu können. Ansonsten würden wir verzweifeln, gelähmt nur noch grübeln.

Wie entsteht das?

Das Phänomen geht auf die 3 Grundbedürfnisse Sicherheit, Zugehörigkeit und Wachstum zurück, wobei Letzteres momentan kein Thema ist. Leider schließen sich Sicherheit und Zugehörigkeit gerade aus. Am sichersten wäre es allein zu Haus, was aber unserem Wunsch nach Nähe, zusammen feiern, Gemeinschaft erleben, entgegensteht.

Wenn Bedürfnisse nicht erfüllt werden, entstehen Angst, Wut, Ärger, Aggression- wie wir es teilweise erleben. Zusammen mit der erwähnten Müdigkeit ist das eine gefährliche Mischung – Menschen werden un-vernünftig.

Was ist zu tun?

Da nehmen wir das Bild von Kreisen zu Hilfe:

    1. Der erste Kreis ist das ICH. ICH muss erkennen, dass es nie wieder so wird wie früher- Digitalisierung, Klimawandel, die neue Wirtschaft. ICH muss lernen, die Widersprüchlichkeiten und Unsicherheiten auszuhalten. Der Begriff dazu heißt Resilienz, die Widerstandskraft. Es bleibt jetzt alles anders!
    1. Der zweite Kreis ist die Familie. Die vorhin genannten Bedürfnisse Sicherheit und Zugehörigkeit im Kreise der Liebsten erfüllen- z.B. in einer Familienkonferenz, einmal am Tag zu einem festen Zeitpunkt: zusammen 5 Minuten nörgeln und dann 10 Minuten kuscheln und reden. Das ist unsere Kraftquelle. Damit wir wach bleiben, lädt die Familie die Batterie auf!
    1. Für den dritten Kreis gilt das Prinzip „Igel“ , biologisch nicht ganz korrekt, dafür einprägsam. Wenn sich Igel schützen wollen, kommen sie zusammen -aber gleichzeitig pieken sie sich mit den Stacheln. Sie müssen die Balance finden von Nähe und Distanz. Das gilt für unsere Nachbarschaft, die Vereine und die Firma. Dies geht nur über Klarheit, Grenzen abstecken, Regeln finden, Konsequenzen akzeptieren.
      In Unternehmen bedeutet das zum Beispiel Homeoffice strukturieren, Aufgabengebiete neu abstecken, Kommunikation neu denken und Abläufe anpassen. Aktion Igel! 🙂
    1. Der vierte Kreis ist die Gesellschaft und die Politik – das läuft absolut unbefriedigend: hin und her, mal links mal rechts, jedes Bundesland und Ministerium, wie es meint:
    • Schließung und Öffnung von Kita, Schulen, Altenheim, Gastronomie, Kultur- und Sportstätten
    • das Durchsetzen des Mundschutzes in der Deutschen Bahn. Die Bundespolizei ist für die Züge zuständig. Verordnung und deren Durchsetzung liegt in Länderhand. Also -Wer soll es durchsetzen?
    • ….

So gibt es keine Sicherheit in der Bevölkerung bei den Eigenbrödeleien der Länder- (ich bin versucht, den Rechtschreibkorrekturvorschlag „Eigenblödelei“ stehen zu lassen). Daraus entsteht nur Unsicherheit und Angst.

Das Testen von Urlauber nach deren Rückreise konnte nicht allen Ernstes diskutiert werden? Wir wollen wir die nächste Welle bekämpfen, wenn wieder jeder macht, was er will?
Die Kosten für die Allgemeinheit sind weitaus geringer als die Diskussion um neue Hotspots und gegebenenfalls einzelne Landstriche wieder komplett runter zu fahren.

Noch ein letzter Punkt

Es scheint sich auch einen Wettstreit zu geben- Wer der Erste ist, der reglementiert und wer als erster das wieder aufhebt. Das muss sofort aufhören!
Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind größer als die persönliche Eitelkeit einzelner. Die Politiker/innen sind dem Allgemeinwohl verpflichtet.

Ein Blick noch auf die Informationspolitik.

Der R-Faktor. Wem helfen die täglich veröffentlichen Zahlen? Sie erwecken den Eindruck von Informationen. Wissen sie noch, wie hoch die Zahl gestern war? Obwohl sie sicherlich gelesen haben?

Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Die Aussage „Ich sitze bei 35 Grad im Schatten auf meinem Bürostuhl“ ist eine Sachinformation.

    1. Das hört ein Straßenbauer, der gerade die Autobahn teert- Der sagt sich: „Da wäre ich jetzt auch gern!“
    1. Das hört ein Urlauber am Swimmingpool – Der sagt sich: „Arme Socke!“

Die Sachinformation hat bei unterschiedlichen Zuhörern eine komplett andere Wirkung.

Solange solche Kommunikationsfeinheiten ignoriert werden, kommt keine Ruhe und Vernunft in die Bevölkerung. Die Medien sollten sich ihrer Verantwortung als Meinungsbildner stärker bewusst werden und die Pressestellen der politischen Institutionen mutiger und bürgernäher agieren.

Isch habe fertig!

Der Konfliktcode ist geknackt! Wenn Sie Unterstützung bei der Krisenkommunikation suchen – senior@christoph-michalski.de oder 01578.1765683

Stoßen Sie sich nicht den Kopf an meinen Denkanstößen!

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