Wir brauchen die „Lauten“ UND die „Leisen“!

Wie Sie Konflikte zwischen introvertierten und extrovertierten Mitarbeitern vermeiden


Meetings, Teamevents, Großraumbüros: Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde die Arbeitswelt den lauten, extrovertierten Menschen gehören. Für die „stillen Wasser“ hingegen wird der Alltag im Büro schnell zum Kraftakt: Oftmals fühlen sie sich von Vorgesetzten übersehen oder haben das Gefühl, dass immer die Extrovertierten die Lorbeeren einheimsen. Fakt ist: Es gibt kaum einen Persönlichkeitsunterschied, der für mehr Unverständnis und Missstimmung im Berufsleben sorgt. Prallen die beiden Pole Intro- und Extroversion aufeinander, fliegen schnell die Fetzen. Und das völlig unnötig! Denn introvertierte und extrovertierte Menschen können zusammen ein echter Gewinn für jedes Unternehmen und sich selbst sein. Vorausgesetzt, es gelingt allen Beteiligten, über den Konflikttellerrand zu schauen.

Emotionen im Blick haben

Haben Sie sich schon mal überlegt, was ein Konflikt eigentlich ist? Neutral betrachtet, handelt es sich dabei lediglich um eine Panne oder ein Problem. Dinge, die jedem von uns passieren können. Zum Konflikt wird die Situation erst, wenn Emotionen ins Spiel kommen. Konfliktmanagement ist demnach reines Emotionsmanagement. Egal ob Wut, Enttäuschung oder Eifersucht: Emotionen in Konflikten zeugen immer davon, dass Bedürfnisse nicht erfüllt werden. In der Regel handelt es sich dabei um Zugehörigkeit, Wachstum oder Sicherheit.

Ein Beispiel gefällig? Zwei Kollegen haben sich auf die intern ausgeschriebene Stelle als Abteilungsleiter beworben – der Extrovertierte bekommt den Job. Und das, obwohl er seinen Kollegen oft ins Wort fällt und seine Projekte eher nach dem Motto „schnell statt ordentlich“ bearbeitet. Hier fühlt sich der introvertierte Mitarbeiter klar übergangen, da er sich als fachlich wesentlich besser qualifiziert wähnt. Sein Bedürfnis nach Wachstum wird also nicht erfüllt – kein Wunder also, wenn es von da an in der Zusammenarbeit mit dem Extro-Kollegen kriselt.

Passende Aufgaben für jeden Mitarbeiter finden

Aus meiner Sicht sind hier Führungskräfte gefragt, genauer hinzuschauen. Denn gerade in der heutigen Zeit kommt es mehr denn je darauf an, dass der richtige Mensch an der richtigen Stelle sitzt. Ich möchte hier allerdings ganz klar nicht von „falsch“ oder „richtig“ sprechen. Lasst uns bitte die Wertung vermeiden! Wählen wir also lieber „günstig“ oder „ungünstig“. Sprich: Um ein erfolgreicher Comedian zu sein, wäre es schon gut, eine gewisse Freude daran zu haben, sich zu produzieren und offen auf Menschen zuzugehen. Als Lektor oder Lagerverwalter würde dieser Mensch hingegen wenig Freude haben, worunter zweifelsfrei auch Motivation und Leistung leiden. Für diese Stelle wäre wiederrum ein Mensch prädestiniert, der einen für sich ordnenden und selbstarbeitenden Stil hat und lieber allein statt im Team arbeitet. Es macht also definitiv Sinn, bei der Aufgabenverteilung auch ein Auge auf die Stärken der Mitarbeiter zu haben und sie bestmöglich einzubinden.

Die Verantwortung dafür sehe ich jedoch keinesfalls bei den Chefs allein, sondern auch bei den „Betroffenen“. Jeder sollte sich selbst fragen, wo seine Stärken liegen. Und was er tun kann, um die Aufgaben zu bekommen, die ihm entgegenkommen. Das bedeutet gerade für die Introvertierten, auch mal über den eigenen Schatten zu springen und den Mund aufzumachen! Also: Nicht schmollen, weil der Chef einem die Präsentation aufgedrückt hat. Sondern stattdessen aktiv ansprechen, dass die Kollegin diese Aufgabe viel lieber übernehmen und man selbst die zuarbeitende Rolle im Hintergrund spielen möchte. Und damit es anschließend keinen Knatsch gibt, wenn sich die Vortragende im Lob sonnt: Ein Dank an die Zusammenarbeit mit dem Intro-Kollegen sollte obligatorisch sein. Auf diese Weise gelingt es, dass auch scheinbare absolut gegensätzliche Menschen konstruktiv und für sich selbst erfüllend für das Unternehmen arbeiten können.

Stoßen Sie sich nicht den Kopf an meinen Denkanstößen!

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