Ist das notwendig – Burnout als Krankheit

Burnout als Krankheit anerkannt – Schade!

Das war letzte Woche DIE Schlagzeile schlechthin – WHO erkennt Burnout als Krankheit an! Was ich dazu sage: Schade! Doch bevor Sie sich jetzt direkt aufregen und darüber ereifern, was der Michalski für ein gefühlloser Trampel ist – Moment.

Lassen Sie mich erst mal die Fakten geraderücken. Tatsächlich ist die WHO zurückgerudert, nachdem sie zunächst von Burnout als Krankheit sprach. Das stimmt so nicht mehr, Burnout wird vielmehr als Syndrom anerkannt werden. Und nicht ab sofort, sondern erst ab 2022, wenn der neue Katalog ICD-11 in Kraft tritt.

Warum ich mich aufrege? Ganz einfach: Ich sehe eine große Gefahr darin, Burnout auf diese Weise im Volksmund als Krankheit anzuerkennen – auch wenn das auf dem Papier nicht stimmt. Denn so ist mancher unsensible Arbeitgeber zukünftig schnell geneigt, abwehrend die Hände zu heben und sich aus der Verantwortung zu stehlen. Frei nach dem Motto: „Krankheit? Damit habe ich doch nichts zu tun …“ Ungefähr so, wie wenn sich ein Mitarbeiter erkältet und fiebrig ins Büro schleppt. Ist ja Sache des Mitarbeiters, den viralen Befall hat der Chef schließlich nicht zu verantworten.

Aus meiner Sicht droht uns dadurch eine fatale Verschiebung der Beteiligungsraten bei der Entstehung von Burnouts. Denn ein Burnout springt einen sicher nicht von allein an – und es ist auch nicht via Tröpfcheninfektion übertragbar. Zahlreiche Studien belegen, dass das Gefühl des Ausgebranntseins vor allem aus chronischem Stress am Arbeitsplatz resultiert. Und dafür sind Führungskräfte definitiv verantwortlich! Wer Menschen führt, gibt ihnen nicht nur Aufgaben und nickt Ergebnisse ab, sondern trägt auch die Verantwortung für die körperliche und seelische Gesundheit seiner Mitarbeiter.

Konfliktmanagement

Und was sorgt für Unwohlsein am Arbeitsplatz? Natürlich Konflikte! Sie müssen kein Psychologe sein um zu erkennen, dass das Leistungsvermögen und die Stimmung sinken, wenn das Team entzweit ist, Kollegen Kleinkriege austragen oder sogar gemobbt wird. Und nicht nur bei der Belegschaft sinkt das Wohlbefinden, sondern auch in der Kasse: Die KPMG-Konfliktkostenstudie von 2009/2012 geht davon aus, dass 10 bis 15 Prozent der Arbeitszeit für Konfliktbewältigung verbraucht wird und dass sich die Summe der Konfliktkosten auf mindestens 20 Prozent der gesamten Personalkosten beläuft. Nur, dass wir mal drüber gesprochen haben. Das ist kein Kavaliersdelikt. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf für alle, denen die Gesundheit ihrer Mannschaft am Herzen liegt! Dass es nicht damit getan ist, einen Mediator zu bestellen, der den Konflikt beilegt, sollte klar sein.

Tipp vom Konfliktnavigator

Die Anerkennung von Burnout als Syndrom ist ein Schritt – entscheidend ist, wie es an dieser Stelle damit weitergeht. Betriebliches Gesundheitsmanagement ist so ein Thema, das in der letzten Zeit oft in einem Atemzug mit Burnout genannt wurde. Aus meiner Sicht ein Schritt in die richtige Richtung – vorausgesetzt, hier geht es nicht nur um Obstkörbe, eine Jogginggruppe und ein Nichtraucherseminar. Was hier nötig ist, ist ebenso eine grundlegende Veränderung im Umgang mit Konflikten in Unternehmen. Ich bin überzeugt davon, dass die Etablierung einer umfassenden Konfliktsystematik in Unternehmensleitbildern und natürlich in den Köpfen aller Beteiligten einen signifikant positiven Einfluss auf die Zahl von Burnout-Erkrankungen hat.

Noch nicht genug? Hier gibt’s das Video zum Thema!

Stoßen Sie sich nicht den Kopf an meinen Denkanstößen!

Empfohlene Beiträge