Warum eigentlich „Löffelliste“?

Machen Sie lieber eine „Besteckliste“!

Welche Dinge stehen auf Ihrer „Löffelliste“​? Eine Weltreise, Bungee Jumping oder Schwimmen mit Delfinen? Keine Frage, so eine Liste ist super, um die eigenen Ziele zu identifizieren und anzugehen. Warum aus meiner Sicht eine „Besteckliste“​ sogar noch besser wäre, verrate ich Ihnen in diesem Artikel, viel Spaß beim Lesen!

Seit einigen Jahren kursiert der Begriff der sogenannten „Löffelliste“ in der Öffentlichkeit. Erstmals erwähnt wurde sie in dem Film „Das Beste kommt zum Schluss“ mit Jack Nicholson und Morgan Freeman aus dem Jahr 2007. Darin geht es um zwei todkranke Männer, die vor ihrem „to kick the bucket“, also bevor sie den Löffel abgeben, ihre bislang unerfüllten Wünsche abhaken wollen.

Die Liste ist also eine Aufzählung von Dingen, die bis zum Tode auf der individuellen Lebenswunschliste stehen. Eigentlich ein schöner Gedanke. Viele Coaches und Berater empfehlen uns, dass wir für ein erfülltes und glückliches Leben unbedingt so eine Liste anlegen sollen. Doch wie alles im Leben hat auch diese Idee eine andere, dunkle Seite: Eine solche Liste kann einen unheimlichen Erwartungsdruck aufbauen. Wünsche wie „nackt im Regen tanzen“ oder „am Strand den Sonnenaufgang beobachten“ mögen relativ leicht umzusetzen zu sein. Was aber ist mit den Wünschen, die absolut unrealistisch in der Erfüllung sind, sei es aus finanziellen, logistischen oder gesundheitlichen Problemen? Dadurch besteht natürlich die Gefahr, dass die aktuelle Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben noch gesteigert wird.

Wo stehe ich, wo will ich hin?

Davon abgesehen finde ich die Idee der Liste aber durchaus richtig und wichtig. Denn dieser Prozess hilft uns dabei, uns anhand der Betrachtung von Vergangenheit und Zukunft die Schnittschnelle Gegenwart zu verdeutlichen. Was habe ich bisher erreicht? Was möchte ich noch erleben? Welche Träume und Wünsche möchte ich mir erfüllen – und wie kann ich jetzt die Weichen dafür stellen?

Doch wie wäre es, wenn Sie noch einen Schritt weitergehen und statt einer Löffel- eine ganze Besteckliste machen? Die Redewendung mit dem Löffel geht zurück ins Mittelalter. Damals hatte jeder seinen eigenen Löffel, mit dem gegessen wurde. Da die Mahlzeiten heute jedoch deutlich abwechslungs- und umfangreicher sind, kommt man mit einem Löffel allein nicht mehr so weit. Klar wird man satt, aber ein bisschen ungelenk ist die Nahrungsaufnahme dann schon. Das Grundbesteck am Tisch besteht aus Gabel, Messer, Löffel und dem Nachttisch-Werkzeug. Setzen wir unsere Wünsche mit der Nahrung des Lebens gleich, dann brauchen wir eben diesen Bestecksatz, um unser Leben zu gestalten und geschickt zu „konsumieren“.

Zu Tisch, bitte!

Die Gabel steht im übertragenen Sinne für das Rauspicken aus dem Teller des Lebens. Hier geht es um die Highlights, die Leckerbissen, die wir uns sichern wollen. Das Messer steht für das Schneiden oder Trennen. Von welchen Dingen, Menschen oder Angewohnheiten würde ich mich gerne trennen wollen? Was tut mir nicht gut? Was schleppe ich an überflüssigem Ballast mit mir herum? Der Löffel bedeutet für mich folgendes: Was koste ich bis zu Grund aus? Was schlürfe ich langsam im Alltag? Das ist der Blickwinkel auf die Sachen, die ich habe und eventuell nicht genügend würdige. Dem Nachtisch schließlich rücken wir mit Dessertlöffel oder Kuchengabel zu Leibe. Was ist also Genuss pur? Was ist die Mousse, die Kirsche auf der Sahne meines Lebens? Was sind die Gaumenfreuden, die mein Leben nachhaltig verändern?

Nicht jeder Tag ist ein Dreigänge-Menü, daher brauchen wir das komplette Besteck nicht ständig. Doch es liegt griffbereit in der Schublade und wir wissen, wann wir es wie einsetzen. Und statt sich nur auf die absoluten Highlights zu fokussieren, haben auf der „Besteckliste“ auch ganz alltägliche Dinge Platz. Denn es sind manchmal die einfachen Dinge, die das Leben besonders lebenswert machen. Ich habe mal ein dreiviertel Jahr in einem Wohnmobil gelebt und auch zu Beginn meiner Selbstständigkeit war ein Wohnmobil mein Dienstfahrzeug für meine Wochentouren. Da habe ich gemerkt, wie wenig Besteck und Geschirr im Grunde notwendig ist. Ein guter Rotwein schmeckt auch aus einem Wasserglas. Und sitzend vor dem eigenen mobilen Heim den Sonnenuntergang erleben, ist absolut herrlich. Dazu muss ich nicht an einem australischen Strand oder auf einem Wolkenkratzer in Dubai stehen. Und um in der Analogie zu bleiben: Mit einem Löffel kann ich alles aus der Suppe des Lebens essen, bevor ich ihn dann endgültig abgebe.

In diesem Sinne: Langen Sie zu und lassen Sie sich das Leben schmecken!

Stoßen Sie sich nicht den Kopf an meinen Denkanstößen!

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